Wir heissen Sie recht herzlich Willkommen bei den Igiser Holzchöpf.

 

 Die Igiser Holzchöpf sind allesamt handgeschnitzt

(Fasnachtsbeilage vom 28.Januar 2015 / Gruppenvorstellung von H.Wyss)

Sie sehen teilweise «gfürchig» aus, die wild gestikulierenden Gestalten im zotteligen Fell. Wenn sie nicht gerade von frechen Jungs oder Mädchen herausgefordert werden, verhalten sie sich jedoch friedlich, die Igiser Holzchöpf mit ihren kunstvoll handgeschnitzten Masken.

Am Samstag hat sie für die Igiser Holzchöpf begonnen, die fünfte Jahreszeit. Mit ihren flammenden Fackeln und leuchtenden Augen dürften die wilden Teufel beim Nachtumzug an der Vorfasnacht in Berschis da und dort für Herzklopfen gesorgt haben. Zu den gehörnten Gestalten im zotteligen Fell gesellen sich mindestens ebenso viele freundlich dreinblickende, in Juteröcke und rote Schürzen gewandete «Häxawiibli». «Und auch die Jüngsten laufen bei uns mit», sagt Reto Della Pietra, der vor bald zwanzig Jahren mit dem Schnitzmesser die Geburt der Igiser Holzchöpf einleitete.

 

Schnitzkunst-Handwerk

Begonnen hat alles mit einem Geschenk-Gutschein für einen «Öise-Lade»- Holzmasken-Schnitzkurs, mit welchem Brigitte Della Pietra ihren Gatten an Weihnachten 1995 überraschte. Reto, von Beruf Mechaniker, arbeitete in seiner Freizeit schon immer gerne mit Holz. Vom Maskenschnitzen mit Markus Kläger war er begeistert: «Der Pfäffiker Holzbildhauer ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Innerschweizer Masken-Schnitzkunst.» Der Igiser holte sich mit seiner am Kurs gefertigten Maske an der Churer Maskenprämierung gleich den Siegerpreis. Nachdem er sowohl am Landquarter als auch am Zizerserser Umzug gut abschnitt, packte ihn das Maskenfieber mit voller Wucht. Zusammen mit seinem Schwager, Peter Zimmermann, reiste Reto im Januar 1997 für ein Wochenende nach Pfäffikon, von wo sie mit einem «Häxawiibli» und einem Teufel heimkehrten. In der Folge kamen jährlich zwei Innerschweizer Masken dazu. Diese werden fast ausschliesslich aus gelagertem Lindenholz gefertigt. Die Maskenschnitzer bearbeiten den sperrigen Holzblock mittels Schnitzeisen und Holzhammer, dem sogenannten «Klöpfel». An der rund 800 - 3000 g schweren Larve angenäht ist eine Haarmähne, meist aus Ziegenfell. Am Schluss wird sie mit einer Öllasur bemalt.  

 

Familienclique

Bald waren die Della Pietra und Zimmernanns als gemütliche Familienclique im Narrenland unterwegs. «Durch unser Fasnachtsfieber angesteckt, meldeten sich immer mehr Nachbarn, die sich anschliessen wollten», erzählt Reto. «2002 kamen wir auf die Idee, die damals rund 20-köpfige Gruppe in ein und dasselbe Tenue zu kleiden, was für die Frauen Näharbeit bedeutete.» Neben Landquart und Zizers, wo die Igiser Schnitzkunst 2010 mit dem 1. Preis prämiert wurde, stand zwei Jahre lang auch Chur in der Agenda. «In der Bündner Hauptstadt wurde unsere Holzmasken-Geschichte jedoch nicht so recht verstanden. Wir passten besser ins Sarganserland oder in die Region Flums», so Reto.

 

Krampusmasken

Während die Masken in den ersten Jahren nach Bedarf ausgetauscht wurden, läuft heute jeder der 25 Igiser Holzchopf mit seiner persönlichen Maske. Alle Masken  – inzwischen sind es 32 an der Zahl – tragen sie jedoch die Handschrift von Reto und Peter. Um die Charakterzüge im Holz abzubilden, bedarf es grosser Erfahrung. Seit 2006 belegten die beiden Igiser mehrmals Kurse im Krampusmasken-Schnitzen. «In der Schnitzschule Geisler Moroder im Lechtal waren wir unter Tirolern und Steyrern als Schweizer anfänglich Exoten», erinnert sich Reto lachend. Eine Woche lang drehte sich da alles um die teuflisch-schaurigen Gestalten. «Mit Hilfe der Motorsäge werden aus Zirbenholz-Rohlingen Vorder- und Hinterkopf herausgearbeitet, unter Anleitung eines Profis formen sich die Gesichtszüge.» Hörner, meist Kunstfelle und feurige Augen verleihen den Krampusmasken ihr individuelles, wildes Aussehen. Mit echten Tierhörnern wiegt eine solche Maske bis zu 13 kg. Zwischen 25 und 30 Stunden wird pro Exemplar aufgewendet.

Interessanterweise finden sich unter den Igiser Teufeln auch Frauen und Männer schlüpfen unter Hexenmasken. Reto, der Vater der Igiser Holzchöpf, ist unter der Hellboy-Maske auszumachen, einer dämonischen, rothäutigen US-amerikanischen Comicfigur. Der neue Chef-Holzchopf, Marco Zimmermann, verbirgt sich unter der Maske eines schwarzfelligen Gehörnten.